Unsere Geschichte

Wissenswertes über Schabenhausen

Die 550-Seelen-Gemeinde Schabenhausen ist seit 1971 ein Ortsteil von Niedereschach. Am Übergang des Schwarzwaldes zur Baar gelegen kann Schabenhausen auf eine 900-jährige Geschichte zurückblicken. Die erste urkundliche Erwähnung von Schabenhausen liegt uns vom 10. Januar 1095 vor. Hier heißt es: „Sub eodem tempore Udalrikus de Husen et privignus eius Burchardus tradit Deo et sancto Georigio totum praedium quod idem Buchardus hereditario iure possederat apud villiam Scheibenhusen.“ Übersetzt heißt das: “Zur gleichen Zeit übergab Ulrich von Hausen und sein Stiefsohn Burckhard Gott und dem heiligen Georg den ganzen Besitz den besagter Burkhard von erbrechtswegen bei dem Dorf „Scheibenhusen“ besessen hatte“. In den folgenden Jahrhunderten durchlebte Schabenhausen eine wechselvolle Geschichte, in der der kleine Ort mehrmals verkauft wurde und die Bewohner immer wieder neuen Herren dienen mussten. Das Kloster St. Georgen spielte dabei eine große Rolle.

Zwei Stollen geben Zeugnis davon, dass in Schabenhausen im 16. Jahrhundert Bergbau betrieben wurde. Doch schon bald wurde der Bergbau  eingestellt da die Ausbeute an Silber und Erz sehr gering war. Beide Stollen „Karl im Mailänder“ und „Otto am Kohlerberg“ sind wieder begehbar gemacht worden.

Schabenhausen gehört zu dem sogenannten „Hintervillinger Raum“, im Bereich der Eschach, zwischen Villingen und Rottweil. Für dieses Gebiet kommt vor allem aus dem ehemaligen schwäbischen Bereich der Ausdruck: „Mageri Siede“ (Magere Seite). Schon den Kindern sei damals in den 30ger Jahren eingetrichtert worden: „Meidet die mageri Siede, dort isch Armut un Hunger“. Diese These kann ohne weiteres zutreffen, da die Böden nicht so fruchtbar, sind wie auf der nahegelegenen Baar und auch die Industriealisierung hat hier viel später begonnen.

Sehr spät, erst 1962 erhielt Schabenhausen eine eigene Wasserversorgung. Die zerstreut angesiedelten Bauernhöfe und sonstigen Anwesen hatten meist ihre eigenen Brunnen mit Quellen und sogenannte Wasserlöcher (Zisternen). Die Wasserlöcher waren oberirdisch gemauert im Erdreich waren sie einige Meter tief ausgeschachtet. Das Wasser wurde bei Regen über die Dachrinne gesammelt und in diese Wasserlöcher geleitet wo es mittels „Schöpfen“ (Ziehbrunnen, später Pumpen, die von Hand bedient wurden) wieder heraufbefördert. Viele Jahre vergingen, bis endlich der Bau der Wasserleitung in Angriff genommen wurde. Immer, wenn nach trockenen Jahren das Wasser knapp wurde, kam das Thema  auf die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung.

In Schabenhausen hält sich hartnäckig das Gerücht – einige wollen heute noch genau wissen, wie es damals war -, dass eigentlich schon eher mit dem Bau der zentralen Wasserversorgung begonnen werden sollte. Es sei geplant gewesen, vom Pfaffenberg in Fischbach über den Klosterhof nach Schabenhausen eine Leitung zu legen. Ein paar unverbesserliche „Querschädel“ sollen diese Projekt aber abgelehnt haben, weil sie damals im überwiegend evangelischen Schabenhausen „kein katholisches Wasser haben wollten!“ Damit blieb alles beim Alten und die Gemeinde weiterhin ohne zentrale Wasserversorgung. Mittlerweile hat Schabenhausen die langersehnte Wasserversorgung mit „katholischem“ Wasser und die Schlierbach-Narren den geschichtlichen Hintergrund für die Symbolfigur des Wasserträgers.

Der Anfang der Schlierbachnarren

In der evangelischen Enklave Schabenhausen hielt das Fasnetbrauchtum erst spät Einzug. Geboren aus einer sprichwörtlichen „Schnapsidee“ während einer Geburtstagsfeier startete man 1973 mit dem ersten Fasnetumzug durch den Ort. Schon ein Jahr später beteiligten sich außer den Narren der ersten Stunde bereits die Musik- und Trachtenkapelle Schabenhausen am Umzug. Selbst Niedereschachs Bürgermeister Otto Sieber fuhr im offenen VW Buggi durch den Ortsteil und unterstützte so die närrischen Bemühungen der Fasnetsgründer.

Das Motto dieser Fasnet war „Ponderosa“. Zu diesem Zeitpunkt dachte noch niemand an die Gründung eines Vereins. Es gab alle möglichen Figuren und Kostüme. Spontane Ideen waren gefragt und entsprechend bunt gestaltete sich das Treiben der Narren.

In den darauffolgenden Jahren beteiligten sich immer mehr Gruppen an den Umzügen. 1975 bereits vier Wagen, sowie Gruppen aus Niedereschach und Fischbach.

In diesem Jahr stand auch erstmals die neue Mehrzweckhalle zur Verfügung. Sie war bereits damals (genau wie heute) viel zu klein.

Abends fand dann der erste Ball der Schabenhausener Narren statt – und der hatte Folgen…

Die Vereinsgründung

Plötzlich war Geld da, aber niemand dafür zuständig! Der Ruf nach einem eigenen Narrenverein wurde immer lauter. Kurzerhand wurde beschlossen, einen Verein zu gründen. Am 29. Juni 1975 traf man sich im alten Gasthaus Krone, um ein Gremium einzuberufen, das sich um die Vereinsgründung kümmern sollte. Es bestand aus folgenden Personen: Gertrud Sommer, Otto Herr, Günter Kammerer, Dieter Riederich und Wendelin Singler.

Die eigentliche Gründungsversammlung fand dann am 22.11.1975 mit insgesamt 34 Teilnehmer/innen statt, die allesamt an diesem Abend Gründungsmitglieder wurden.

Folgende Mitglieder bildeten den ersten Vorstand in der Geschichte des Vereins:

  • Gertrund Sommer 1. Vorsitzende
  • Dieter Riederich 2. Vorsitzender
  • Erich Rapp Kassierer
  • Wendelin Singler Schriftführer
  • Ortrud Steffen Beisitzerin
  • Monika Storz Beisitzerin
  • Rudolf Exner Beisitzer

Gertrud Sommer als erste Vorsitzende der Schlierbach-Narren hatte dieses Amt insgesamt 17 Jahre inne. Als Ehrenvorsitzende und Narrenmutter ist sie auch heute aus der Schabenhausener Fasnet nicht wegzudenken. Schlierbach-Narren und Gertrud Sommer gehören zusammen wie Fasnet und Kuttelsupp.

Die Schlierbach-Wieber

Ein wesentlicher Bestandteil der Schabenhausener Fasnet sind die „Schlierbach-Wieber“, die an der Fasnet zur Unterhaltung beitragen. Sie sind eine Gruppe von Frauen, die auf musikalische Weise die Fasnet mitgestalten. Am Schmotzigen begleiten sie lautstark die Kinder beim Umzug ums Störzle. Am Fasnet Mendig ziehen sie schon früh durch die Straßen, um den Ort in allen Gassen zu wecken. Sie gestalten darüber hinaus nicht nur den Ball auf der Bühne mit, sondern sind auch an der Organisation und der Arbeit hinter den Theken tatkräftig engagiert. Für die Schlierbach-Narren sind sie unersetzbar!

Die Figur des Wasserträgers

Ab 1981 bemühte sich die damalige Vorstandschaft um den Entwurf eines geeigneten Häs für die Schlierbach-Narren. Aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes und den örtlichen Begebenheiten standen nach langen Beratungen drei Symbolfiguren in engerer Auswahl:

  • der Wassermann (später Bau der Wasserleitungen)
  • der Schieferklopfer (Bergbau im 16. Jahrhundert)
  • der Bergmann (Bergbau im 16. Jahrhundert)

Schließlich fiel die Entscheidung für den Wassermann als „Wasserträger“. Zu diesem Zeitpunkt wurden erste Kontakte mit der Schwarzwälder Narrenvereinigung geknüpft die bei der weiteren Häs-Entwicklung beratend mitwirkte.

Der erste „fertige“ Wasserträger wurde in der Generalversammlung der Schlierbach-Narren am 16.11.1984 den Mitgliedern vorgestellt und begeistert angenommen. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Schlierbach-Narren wurde der Wasserträger erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei diesem Umzug waren bereits 14 Wasserträger der ersten Stunde mit dabei. Das Häs des Wasserträgers hat sich bis heute nicht verändert und erfreut Jahr um Jahr die Umzugsbesucher, denen wir uns präsentieren.

Im Jahr 2013 wurde eine weitere Figur aus der Taufe gehoben: der Brunnenschreck. Die damalige Jugend des Vereins hatte die Idee, die Fasnet für jüngere Menschen in Schabenhausen noch interessanter zu machen. Vielen Jugendlichen war der Wasserträger zu brav. Der Brunnenschreck hingegen treibt Schabernack und vertreibt Bösewichte. Er schaut sich permanent nach Wasserdieben und sonstigen Banausen um, um diese mit Getöse und der Brake zu vertreiben. Braven Menschen hingegen gibt auch der Brunnenschreck gern mal ein Schlierbachwässerle oder etwas Süßes.

Welche Bedeutungen die Häser und ihre Einzelteile haben, wir auf diesen Seiten näher Beschrieben.

Der Narrenbrunnen

Seit der Wasserträger geboren war, träumten die Narren von einem eigenen Narrenbrunnen in der Ortsmitte. Als dann der Platz vor dem Kindergarten hergerichtet werden sollte, war für die Narren die Gelegenheit gekommen. Die Gemeinde plante hier ohnehin einen Dorfbrunnen und stand dem Ansinnen des Vereins sofort aufgeschlossen gegenüber. Noch 1995 beschlossen Bürgermeister und Ortschaftsräte, den Narrenverein mit einem Zuschuss zu unterstützen und aus dem Dorfbrunnen einen Narrenbrunnen werden zu lassen.

Nach reichlicher Überlegung entschied sich die Generalversammlung für eine Brunnenfigur aus Holz, die natürlich den Wasserträger darstellen sollte. Mit dem Maskenschnitzer Hermann Schlenker aus Tannheim fanden sie auch für dieses Vorhaben den richtigen Mann. Er stellte den Wasserträger dar, wie er aus der Geschichte bekannt ist: nach einem langen anstrengenden Marsch muss er sich am Brunnen erst mal ausruhen, bevor er seinen Eimer füllt. Am 01. September 1996 wurde der Brunnen im Beisein vieler Persönlichkeiten der Bevölkerung übergeben und findet bis heute großen Anklang.

Die närrischen Stüble

Die Geschichte der Schabenhausener Fasnet und der Schlierbach-Narren wäre nicht vollständig, wenn die Spelunken unerwähnt blieben. So gab es in den Jahren 1979 bis 1981 die „Ponderosa“, die von Marianne und Horst Mutschler bewirtet wurde. Auch in „Gerdchen’s Ritze“ wurde man in jener Zeit von Helga und Gerd Nitz freundlich empfangen. Eine längere Tradition kann „Frieda’s Grotte“ aufweisen. Sie war jeweils vom Mittwoch vor Fasnet bis zum Aschermittwoch geöffnet. Frieda und Wendelin Singler waren die guten Geister, die diese Pinte von 1982 bis 1990 zum Dreh- und Angelpunkt der Schabenhausener Fasnet werden ließen. Geselligkeit und Fröhlichkeit standen stets im Vordergrund. Gerade deshalb wurde die Grotte auch Brutstätte für allerhand närrische Pläne und Programme. „Frieda’s Grotte“ bleibt unvergessen, auch wenn sie jetzt nur noch bei größeren Fasnetveranstaltungen geöffnet ist. So zuletzt am 45’en Vereinsjubiläum im Februar 2020.

Die Fasnet

Im Mittelpunkt der Fasnet in Schabenhausen steht zum einen das Häs und zum anderen die Fasnet als reine Dorffasnet. Mit unseren Hästrägern nehmen wir in jeder Fasnetsaison an verschiedenen Umzügen mit uns befreundeten Narren aus nah und fern teil. Die Hästräger werden von unserem Fahnenträger angeführt, der die Narrenfahne stolz über den Schultern trägt. Dem Fahnenträger folgt unsere Vorstandschaft in ihren blauen Sakkos gefolgt vom Narrensamen im Kinderhäs ohne Maske. Danach kommen die Wasserträger, die  paarweise, Seite an Seite im Umzug laufen. Die Männer haben Bonbons und Schlierbachwässerle (Schwarzwälder Schnaps) in ihren Eimern, die Frauen in ihren Schapfen. Den Abschluss bildet der Brunnenschreck, der sich immer wieder aus der Formation herauslöst, um nach dem Rechten zu schauen und zu prüfen, ob sich im Publikum nicht doch noch der eine oder andere Wasserdieb versteckt, den es gehörig zu erschrecken gilt!

Schon von weitem hört man unsere Narrenrufe. Zum einen „Schlierbach-Ahoi“, der sich aus dem Elementen „Schlierbach“ (fließt durch Schabenhausen) und „Ahoi“ (wird mit Wasser in Verbindung gebracht) zusammensetzt. Zum anderen der Ruf des Brunnenschreck, der sich aus dessen Namen ergibt: „Brunnen – Schreck!“

Sehr wichtig ist den  Schlierbach-Narren die Fasnet im eigenen Dorf. Bereits am 11.11. beginnt die Saison mit dem Häsabstauben und vorzubereitenden Arbeiten für die kommende Fasnet. Richtig los geht´s  am Schmotzigen mit der Kinderfasnet. Ein Kinderumzug ums „Störzle“ mit Vorstandschaft, Hästrägern, Kindergruppen und angeführt von den „Schlierbach-Wiebern“ gehört genauso dazu wie das Kinderprogramm in der Schlierbach-Halle.

Am Fasnet-Samstig findet der große Wasserträger-Ball statt. Die Akteure auf der Bühne bieten dem Publikum ein buntes Programm in dem das politische und gesellschaftliche Jahr noch einmal aus Sicht der Narren dargeboten wird. Auch die übrigen Schabenhausener Vereine beteiligen sich gerne am närrischen Treiben. Dies zeigt deutlich, inwieweit die Fasnet das ganze Dorf verbindet. Der Fasnetmendig beginnt schon früh um 5.00 Uhr mit dem Wecken durch die Trommlerwieber in allen Straßen und Gassen des Ortes. In Nachthemden und mit Blechtrommeln und anderen lärmenden Instrumenten ausgestattet ziehen die Wieber durch den Ort. Sie wecken die noch schlafende Bevölkerung mit Liedern und Krach und kündigen den Fasnetmendig an.

Am Fasnetsdienstig heißt es auch für uns von der Fasnet Abschied nehmen. Abends findet die Fasnetsverbrennung statt. Ein „Pfarrer“ liest für das weinende Narrenvolk eine Messe in der die Verfehlungen während der Fasnet vorgetragen werden. Die Narren, die sich während der Fasnet etwas zu Schulden kommen ließen, müssen vor die Gemeinde treten. Sie haben Abbitte zu leisten, Büßerwein zu trinken und müssen an der nächsten Fasnetsverbrennung  ein Gedicht vortragen. Zum Schluß wird die Fasnet, in Form einer Hexe und unter wehklagen der Narren verbrannt.

Beim letzten Umtrunk in der Schlierbach-Halle heißt es dann wieder: ab jetzt „goht´s dagege“.